Sonntag, 21. Oktober 2018

1 Tag, 1 Monat, 1 Jahr

Heute ist es genau 1 Jahr her, das ich versucht habe aus dem Leben zu gehen. Gut, ich habe es zwei Gründen dann doch nicht durchgezogen, aber das hat andere Gründe (Personen) die dies verhindert haben.

Sei's drum.
Mein Leben wird so langsam leichter. Ich erobere mir täglich ein kleines Stück zurück. Selbst wenn ich oft noch der Unterstützung der klinischen Ambulanz brauche, so bin ich doch nach langer Zeit wieder Motorrad gefahren.

Ein kleines Stück Normalität, die ich mir hart erkämpfen muss. Die Angst, die sich laut Aussagen der Ärzte durch das Trauma manifestiert hat, macht vieles sehr anstrengend für mich. Die Überwindung, etwas eigentlich alltägliches zu tun, ist meine tägliche Herausforderung.

Aber ich lerne, die kleinen Erfolge zu sehen, so banal sie auch sein mögen. Morgens auf zu wachen, doch am leben zu sein, in die Arbeit zu fahren, arbeiten zu können. Winston Churchill at mal gesagt "Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird."

Von daher versuche ich, mein Leben so zu gestalten, dass wenn es noch einmal vor meinen Augen ablaufen wird, es sehenswert sein wird. Eine große Herausforderung, aber die vermutlich einzige, um mein Leben leben weiter zu können.



Freitag, 14. September 2018

immer wenn du denkst es läuft

kommt irgendwer daher und schmeißt dir nen Knüppel zwischen die Füße. Oder zeiht ihn dir durchaus auch mal über den Schädel. So jemand ist momentan mein Chef.

Viel hatte sich (in meinen Augen) in den letzten Monaten zum positiven gewendet. Man hat mir mehr Arbeit zukommen lassen, auch verantwortungsvolles. Alles ohne Druck oder Terminvorgaben. Arbeit, die ich mir selber disponieren konnte. Und die auch weitestgehend angenehm war. Von Spaß machen möchte ich nicht reden, aber es war wirklich ok.

Meine Stellenbeschreibung und mein Tätigkeitsfeld wurden angepasst und mein Chef sagte in diesem Gespräch auch, das man mir ddurch die neuen Aufgaben "eine Perspektive für die Zukunft geben wolle". Fand ich gut. Ich fand die Gesamtsituation auch relativ gut.

Ja, ich war der Meinung, wir hätten einen gemeinsame Basis gefunden um zukünftig miteinander arbeiten zu können.

Ja.
Nö.

Am Montag kam eine Mail der Personalabteilung, in der angefragt wurde, was denn meine Bewerbungen machen würden und ob ich mich auch schön brav weiter beworben hätte. Öhm. Nö, hatte ich nicht. Ich war ja der Meinung, eine gemeinsame Basis mit meinem Chef gefunden zu haben. Blöd wie ich nun einmal bin, habe ich das Gespräch mit meinem Chef gesucht und gefragt, ob er denn die Notwendigkeit noch als gegeben sehen würde mich weg zu bewerben.

Die klare Ansage bestand aus 2 Buchstaben - einem J und einem A . . . einfach nur ein JA.

Ich war wie vor den Kopf geschlagen, als dann noch die Aussage kam, das mich langfristig nicht mit mir planen würde und jetzt eh schon Arbeit für mich suchen müsste. Wie war das noch mal mit dem "eine Perspektive für die Zukunft"? Bin ich so dumm, das ich mir irgendwas eingebildet habe? Besser gefragt - war ich wirklich so naiv, zu glauben, das tatsächlich einen Basis vorhanden gewesen war? War ich so einfältig gewesen, zu glauben, man würde mir einen Chance geben?

Scheinbar schon.

Ich sehe, das meine Kollegin nur noch durch den Strohhalm atmen kann, weil ihr sie in ihrer Arbeit ersäuft. Die mehr als 110 Stunden pro Woche arbeiten müsste, um dem irgendwie Herr zu werden. Und dann kann man mich nicht beschäftigen und MUSS irgendwas für mich suchen? Ich weiß von einigen Teamleitern, das sie Arbeit an mich übergeben würden, aber da wird gemauert.

So langsam verstehe ich die Politik in diesem Unternehmen nicht mehr, wirklich nicht.

Vor Monaten habe ich schon gedacht, das man mich loswerden will. Das scheint sich jetzt zu bewahrheiten. Nur geht das leider nicht so einfach, wie sich die Hierarchie vorstellt. Meine Vermutung ist, das man es jetzt auf andere Art und Weise versucht. Zum Beispiel durch Unterbeschäftigung. Aber vielleicht schaffe ich ja, das für mich auszusitzen . . .

Mir ging es trotzdem beschissen.



Mittwoch, 28. März 2018

Die Bibel sagt, Du sollst Deinen Nächsten lieben...

Ich bin überzeugt, dass sie meine Nachbarn nicht kennt.

Während der Wiedereingliederung wurde mir Seitens der Personalabteilung mitgeteilt, das ich den noch vorhandenen Resturlaub aus 2016 und 2017 vor dem 01.Oktober 2018 zu nehmen hätte. Eine Auszahlung wird generell verweigert, ebenso die Übertragung in das Altersteilzeit-Konto. Urlaub muss genommen werden, so unsinnig es in meinem Fall auch ist.

Daher bin ich momentan daheim - 2016er Urlaub abfeiern. Ich wäre lieber in der Arbeit. Das Wetter ist derzeit auch nicht so, das man gerne draußen ist. Ja, ich gehe raus. Aber das endet momentan immer in irgendwelchen unnötigen Einkäufen. Nur muss ich die Wohnung verlassen, da neben mir vor knapp 2 Wochen neue Nachbarn eingezogen sind.

5 Personen in einer 2-Zimmer Wohnung mit 55 qm. 2 Erwachsene, 2 Jugendliche, 1 Kleinkind. Nicht deutschstämmig und dementsprechend ist auch das Sozialverhalten. Ich weiß, ich klinge jetzt wie eine Omma. Aber ich wohne inzwischen seit 20 Jahren in diesem Haus und es war immer ein rücksichtsvoller Umgang miteinander üblich - in einem 13 Parteien Wohnblock !

Ab 20 Uhr war es ruhig, man hielt sich an Zimmerlautstärke, konnte die Abende einfach mit einem Buch auf dem Sofa genießen. Das geht inzwischen nur noch mit Ohrenstöpseln. Ebenso schlafen. Auch das geht nicht mehr ohne geräuschunterdrückende Maßnahmen. Bis mind. 23 Uhr ist dort Remmidemmi, lautstarken Diskussionen, Gekreisch des Kleinkindes und allgemeinen Getrampels. Jeden Abend. JEDEN.

Die Hausverwaltung ist für uns Mieter nicht zuständig - sagt sie. Wir sollen das untereinander klären, oder die Polizei holen - sagt sie. Was in der Hausordnung steht hinsichtlich von Ruhezeiten - weiß sie nicht. Interessiert sie auch nicht so wirklich. Sie ist ja schließlich nicht für uns zuständig, nur für die Eigentümer. Außerdem hätten sie die dort nicht hineingesetzt.

Nicht, das wir direkten Nachbarn es nicht versucht hätten. Aber eine Kommunikation mit den Neuen ist mangels vorhandener Sprachkenntnisse dererseits nur rudimentär möglich. Vielleicht wollen sie aber auch einfach nicht verstehen.

Ja, ich bin immer noch nicht voll belastbar. Meine Nerven liegen blank. Ich bin zwar mit meiner Vermieterin in Kontakt, aber die kann natürlich auch nicht viel machen. Außer die Hausverwaltung anzurufen ... in der Hoffnung, das die sich dann der Ruhezeiten sich was einfallen lassen.

Meine Wohnung war immer mein Rückzugsort. Hier konnte ich mich sammeln, zur Ruhe kommen. Doch das wird mir jetzt auch noch genommen. Meditation ist nicht möglich, dazu ist es zu laut. Nur noch mit Ohrenstöpseln. Oder Kopfhörern um leise Musik hören zu können. Aber es entspannt mich leider nicht mehr so, wie es bis vor 2 Wochen der Fall war.

Noch 11 Tage, dann darf ich wieder in die Arbeit.

Ich bin es so leid ...
Manchmal bin ich nur noch müde.

Donnerstag, 8. Februar 2018

trust is overrated

and honesty is underrated

Inzwischen habe ich zwei Gespräche hinter mir und bin in der Wiedereingliederung angekommen. Meine Freundin sagt regelmäßig zu mir, dass ich doch das ganze positiv sehen soll. Ich hätte doch so viel geschafft in den letzten Wochen und Monaten.

Ja, ne, is klaaar.

Ist ja auch eine tolle Leistung, im Gespräch mit dem höchsten Chefchef nicht auszuflippen weil dieser sich nicht mehr an von ihm gemachte Angebote erinnert. Mir aber die Zusage für eben dieses Angebot abzuringen, und DANACH mir mitzuteilen, das es doch so laufen wird wie ER sich das von vornherein vorstellt und nicht so, wie im vorherigen Gespräch angeboten.

Tja. Was soll frau dann noch sagen.
Nichts mehr. Gar nichts mehr.
Ich war einfach fassungslos.
Fassungslos. Enttäuscht.
Ich komme mir verraten und verarscht vor.

Nun sitze ich also wieder im Büro, mache die gleichen Aufgaben wie vor dem Nervenzusammenbruch vor einem Jahr und habe die exakt gleiche Chefin. Rolle rückwärts um 12 Monate. Nur mit dem kleinen entscheidenden Unterschied, das ich keine Mann mehr an meiner Seite habe, der mir beisteht. Ich muss das jetzt alles alleine auf die Reihe bringen.

Eine Kollegin hat mich heute gefragt, wie ich damit umzugehen gedenke. Ehrlich gesagt - keine Ahnung. Ich versuche mir jetzt Strategien zu entwickeln, wie ich die nächsten Wochen und Monate dort überlebe. Krank zu werden kann ich mir nicht mehr leisten. Jedenfalls nicht mehr vor dem 25.August 2019. So lange habe ich eine Krankengeld-Sperre. Und keine Ahnung, wie eine gesunde Strategie aussehen könnte.

Samstag, 27. Januar 2018

a hundred days

A hundred days and a thousand nights
In just one minute in the blue moonlight
Since you've gone away I hardly sleep
Since you left me, my heart can't find no peace
No peace
Quelle: Blue Moonlight [Los Lobos]



Vor genau 100 Tagen hast du mir mitgeteilt, dass du unsere Beziehung als beendet betrachtet. Einfach so. Einfach für dich entschieden, dass du nicht mehr willst. Ja, es gab Probleme. Probleme durch meine Krankheit, durch die (wie ich heute weiß, monatelangen) grundlegendfalschen Medikamente und die „holprige“ Umstellung auf andere.

Probleme durch eine Angststörung, an der interessanterweise auch deine Schwester leidet. Bei der du das akzeptieren kannst. So, wie du bei deiner Familie fast alles akzeptieren kannst, nur eben bei mir nicht.

Ich habe 100 harte, schmerzvolle Tage gebraucht, einen erneuten Klinikaufenthalt wegen akuter Suizidgefahr, drei verschiedene Medikamente um mich am Leben zu halten und viele sehr lange intensive Therapiegespräche, um mich irgendwie aus der absoluten Trauer und Verzweiflung zu Unverständnis und Ärger zu bewegen.

Ja, ich bin verärgert. Das du mit zweierlei Maß gemessen hast. Das bei deiner Familie all das, was für dich ein Trennungsgrund war, völlig ok ist. Dass du all das bei deiner Familie ignorieren kannst. Ja, es ist Familie, schön. Blut ist dicker als Wasser.

Dass meine Abneigung gegen deinen Arbeitskollegen (du nennst ihn Freund) ein Trennungsgrund war, verstehe ich bis heute nicht. Nein, ich hasse ihn nicht. Ich mag ihn nur einfach nicht. So wie auch du nicht jeden in meinem Umfeld magst. Ich denke nur an deine Äußerungen über meine Mutter nach unserem ersten Besuch bei ihr.

Ich verstehe ebenso bis heute nicht, wie du innerhalb von 3 Wochen von einer "DenkandichKuß"-SMS zur Beendigung unserer Beziehung kommen konntest. Wie du innerhalb von 2 Wochen Segeltörn mit deinen Freunden und einem verlängerten Wochenende mit einem Kumpel dich so sehr verändern konntest.

Nicht, dass ich das nicht schon aus deinen Erzählungen von meiner Vorgängerin kennen würde. Der hattest du ja damals auch nach einem Urlaub mitgeteilt, dass du die Beziehung beendest. Auch bei ihr hast du alles nur mit dir alleine ausgemacht. Alles alleine entschieden. Sie damals, und jetzt auch mich, vor vollendete Tatsachen gestellt. Wenn ich es heute betrachte, hattest du mich eigentlich vorgewarnt. Mannomann, war ich blöd. Oder zu blind? Zu viel rosa Brille?

Wenn ich mir überlege, dass ich alles für dich aufzugeben bereit war. Meine Wohnung zu kündigen, zu dir zu ziehen, mein Leben mit dir zu verbringen. Ich stünde heute vor dem Nichts. Ja, es war „nett“ von dir, mir das Ende mitzuteilen, bevor ich die Kündigungen abgeschickt hatte. Sie liegen noch immer hier, auf meinem Schreibtisch. Wohnung, Telefon, Versicherungen, einfach alles.

Ja, es war wirklich „nett“ von dir, mich nach Frankfurt kommen zu lassen, um es mir mitzuteilen. Und mich dann in einem völlig katastrophalen Zustand gehen zu lassen. Einfach so. Bääm. Aus. Vorbei. Sieh zu, dass du Land gewinnst. Und mich in einem riesigen, emotionalen, Scherbenhaufen sitzen zu lassen.

Ich habe den Ärzten, Psychologen, Therapeuten, Schwestern, in der Klinik und zwei wirklich, wirklich guten Freundinnen mein Leben zu verdanken. Soviel weiß ich heute. Wenn all diese Personen nicht so reagiert hätten, wie sie es haben, wäre ich den finalen Weg gegangen. Genug Brücken und Flüsse gibt es hier in der Nähe und wie Zugfahrpläne funktionieren, weiß ich genau. Auch wo Schnellfahrstrecken sind, wie ich dort hinkomme und wie ich somit garantiert von dieser Welt verschwinde.

Ich habe durch dich viel gelernt. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht geglaubt hätte, dass dieses Nerd-Wissen, in dieser Form, mir anderweitig sehr nützlich sein könnte.

Gut, diese Planungen sind derzeit ad acta gelegt. Ich versuche in meinem kleinen, beschissenen Leben weiter zu machen. Irgendwie zu (über)leben. Irgendwie wieder zu arbeiten und meiner Umwelt das Gefühl zu geben, das es mir gut geht. Die Welt will beschissen werden. Also werde ich in Zukunft der Welt das Gesicht zeigen, das gewünscht ist. Ob es mich glücklich macht? Sicher nicht.

Ich habe gestern einen Satz gelesen und wusste, dass er stimmt. Du liebst nur einmal im Leben wirklich. In meinen Worten würde ich eher sagen - die Liebe des Lebens findet man nicht zweimal. Und damit werde ich nun (weiter)leben müssen.

Nächste Woche ist das nächste Gespräch in der Firma. Nächste Woche entscheidet sich, wie es weitergeht. Zurück zur „Normalität“ oder sozialer Abstieg? Wiedereingliederung oder Arbeitslosengeld? Ich werde es abwarten müssen. Vielleicht war der Absturz tief genug und ich darf vorwärtsschauen. Vielleicht.