Samstag, 11. Mai 2013

Urlaub Tag 9 - "Motorradtouren bringen einen an den Rand der Erschöpfung"

Nachts hat es dann doch kurz geregnet. Die Kuh war zumindest feucht. Aber so etwas hält den Mann an meiner Seite ja nicht davon ab, sich für den letzten Tag noch ein paar schöne Kurvenstrecken zu suchen. Und auch der stellenweise bleigraue Himmel ist dafür kein Grund. Also habe ich mich dann nach dem Frühstück halt wieder in die Regenhose gepellt. Nur so als Vorsichtsmaßnahme. Wenn ich die nämlich nicht anziehe, regnet es garantiert. Und das wollte ich nicht riskieren.

Es hat dann auch nicht geregnet, aber für die Fahrt über die Route des Crêtes, sprich Grand Ballon und Petit Ballon, war die Entscheidung definitiv die richtige. Der Grand Ballon ist der kälteste Ort des Elsass und hat die höchsten Windstärken. Zudem verläuft die 77 km lange Route des Crêtes zwischen 950 und 1250 Metern Höhe. Der höchste Punkt ist der 1.343 Meter hohe Pass zwischen dem Markstein und dem Hartmannswillerkopf in der Nähe des Grand Ballon.

Auf Deutsch . . . es war lausig kalt da oben.
LAUSIG KALT.

Ich war froh, als wir dann endlich wieder dauerhaft im Tal waren. Aber ein gutes hatte das komische Wetter. Die Route des Crêtes, die sonst extrem voll mit Rad- und Motorradfahrern ist, war leer. Es war fast niemand unterwegs. Fast niemand. Irgendein Spielgefährte findet sich immer für meinen geliebten Kuhtreiber. So auch heute. Er hatte jedenfalls seinen Spaß mit einem KTM-Fahrer, der ebenfalls nach einem Spielgefährten Ausschau gehalten hatte.

Mir war nur kalt.
Trotz Thermoklamotten.
Trotz Regenhose.

Meine Freude über die Rückkehr ins Tal sollte sich aber bald geben. Die Strecke Richtung Strasbourg führt dann über die Nationalstraße und bot dementsprechend dann auch Geschwindigkeit. Und somit auch nur noch eine „starre“ Sitzposition. Blöd. Fand jedenfalls mein Oberschenkel.

Gut, bei der Pause auf Höhe von Baden-Baden konnte ich durch Hin- und Herlaufen das ganze wieder ein wenig lockern, aber ich habe ehrlich nicht mit dem gerechnet, das dann kam.

Mein Lieblingskuhtreiber startet dann auch der A5 durch gen Heimat. Und Autobahn auf dem Motorrad ist die Hölle. Wirklich. 140 km/h kommt einem im Auto nicht viel vor. Bei ungeschützter Fahrt auf einem Zweirad sieht die Sache völlig anders aus. Der entstehende Winddruck macht es einem fast unmöglich, die Sitzposition zu ändern.

Und so beschloss dann mein lädierter Oberschenkel (ich verweise noch einmal auf das Hundevieh) auf Höhe des Heidelberger Kreuzes, dass es ihm reicht. Nachdrücklich. Das tat dann schon ganz gut weh. Bis Darmstadt hatte ich das dann irgendwie wieder auf ein erträgliches Maß reduziert. Nur musste mein Lieblingskuhtreiber aufgrund des idiotischen Verhaltes eines absolut rücksichtslosen „Dosenfahrers“ zur Notbremsung greifen.

Ich verstehe das nicht. Man soll sich umschauen, BEVOR man auf der Autobahn die Spur wechselt. Das scheint der Gute aber nicht getan zu haben. Sonst hätte er uns nicht fast vom Motorrad gekickt. Bei 140 km/h. Adrenalin pur. Und mein Oberschenkel dankte es mir mit einem Krampf.

Lecker. Macht Spaß.
Aber mal so richtig.

Die Tränen liefen dann irgendwann nur noch und das Absteigen, oder besser herunterfallenlassen, vom Motorrad vor der heimatlichen Gartentür war ein Qual. Das Bein gab nach und ich musste mich am Motorrad festhalten, um nicht auf den Boden zusammenzusacken. dabei habe ich dann das Motorrad auch fast noch umgeworfen.

Der Mann an meiner Seite fand die Aktion auch nicht so richtig lustig, aber ich wusste eh nicht mehr, was ich in dem Moment noch machen sollte. Ich war einfach nur noch am Ende. Körperlich und mental. Und der Gedanke, jetzt das ganze Geraffel noch in den dritten Stock schleppen zu müssen hat eine latente Übelkeit ausgelöst.

Gut. Auch das ging dann irgendwie. Irgendwie halt.
Zähne zusammenbeißen und Treppensteigen.
Hilft ja nix.



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Fazit:

Ein wunderbarer erster, langer, gemeinsamer Urlaub. Der aber viel zu schnell vorüber gegangen ist. Der mich zwar ein paar Male wirklich gefordert hat, der aber eine unglaubliche Entspannung hinterlassen hat. Der den Mann an meiner Seite und mich enger zusammengebracht hat. Der aber auch anstrengend war für uns beide, da wir es in den letzten Jahren einfach nicht mehr gewohnt waren, permanent jemanden um uns zu haben. Das ist nichts schlechtes, und wir wollen den anderen auch beide gerne viel öfter und länger als Gesellschaft. Aber auch das wird in diesem Jahr noch passieren. Ganz sicher.

Kilometerstand: 155.815

Gefahrene Kilometer: 3.175 - in 9 Tagen
Gefahrene Kilometer: 352 - pro Tag

Wobei man eigentlich den einen Ruhetag abziehen müsste.
Gefahrene Kilometer: 391 (korrigiert)

Für eine doch recht unerfahrene Sozia wie mich nicht gerade wenig. *selberaufdieschulterklopf*

2 Kommentare:

  1. Hab jetzt alles gelesen. Klingt wirklich nach einem schönen Urlaub, mit Abenteuern. :D

    Beinkrämpfe hab ich beim oder nach dem Motorradfahren (hatte vor Ewigkeiten mal einen Freund, der sehr viel fuhr und ich dann halt auch die Sozia)hatte ich noch nicht, aber einmal die Kälte unterschätzt und nicht mitbekommen, dass ich während der Fahrt so unterkühlte, dass meine Beine jegliches Gefühl verloren. Entsprechend "lustig" war dann der Abstieg. Und boah, tat das weh, als das Gefühl wiederkam.

    Oh, und ich finde es sehr sehr gemein uns das Schokoladenkuchenrezept vorzuenthalten! ;)

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  2. Hihi. Und das ist vielleicht lecker, das Zeugs.

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