Dienstag, 31. Oktober 2017

there will always be a winner

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Es gibt nur Gewinnen und Verlieren,
eines kommt nicht ohne das andere aus.

Janine Weger (*1985), deutsche Aphoristikerin

Da mein Jetzt-Ex irgendwann zwischen dem 29.09 und 12.10.2017 seine Entscheidung für die Trennung von mir getroffen hat, hatte er lange genug Zeit, sich an seine Entscheidung zu gewöhnen und (gut?) weiter zu leben. Ich hingegen bin der Verlierer in dieser Situation. Mir wurde es mitgeteilt und ich muss jetzt damit leben, das ich offensichtlich eine Belastung für ihn war. Er hat gewonnen.

Das idiotischte, das ich momentan mache, ist weiterhin meine DVDs als Iso-Images auf meiner externen Festplatte zu sichern. Angefangen habe ich damit auf Anregung von "ihm". Für unser gemeinsames Boot, für die geplante Auszeit in 1 oder 2 Jahren. Auch das ist aus bekannten Gründen hinfällig. Meine gesamte Zukunft ist hinfällig, meine Träume und Wünsche für die Tonne. Ich stehe jeden Tag vor dem riesigen Scherbenhaufen meines Lebens, bei dem ich nicht weiß von welcher Seite ich anfangen könnte, ihn zusammen zu puzzeln.

Die Medikamente helfen, wie erwähnt, zeitweise. Aber eben nicht im Schlaf. Meine Träume sind seit einigen Tage extrem intensiv - und immer träume ich von IHM. Jeder Traum ist wunderschön, und ich bin glücklich. Doch dann werde ich wach, und die Realität schlägt mir volle Kraft in die Fresse.

Jeden einzelnen verdammten Morgen erwache ich mit einem Schlag in den Magen. Jeden einzelnen verdammten Morgen liege ich im Bett und heule mir die Augen aus. Jeden einzelnen verdammten Tag stehe ich auf mit der Gewissheit, das mein Hirn mir nachts etwas vorgaukelt, das nicht der Realität entspricht.

Jeder einzelne verdammte Tag ist ein Kampf. Ein Kampf gegen die Tränen. Dagegen, nicht noch weiter in das Tal der Tränen abzurutschen. Dagegen, meine Tränen nicht noch öfter in Essen zu ertränken.

Bis jetzt verliere ich auch diesen Kampf.

Sonntag, 29. Oktober 2017

wake me up when this year ends

Eine Freundin hat direkt nach der Trennung zu mir gesagt
"1 Tag, 1 Woche, 1 Monat, 1 Jahr".

Den ersten Tag habe ich überstanden, obwohl ich mich (hinterher) gefragt habe, warum ich eigentlich IN den Zug bin, statt auf die Gleise davor. Ich kann die Frage auch bis heute nicht beantworten, wieso. Ich habe jedenfalls am Hauptbahnhof gestanden und genau gewusst, wo ich hingehen müsste. Vielleicht war ich noch nicht tief genug unten, um es tatsächlich zu machen. Heute bereue ich, es nicht getan zu haben. Heute würde ich es vermutlich nicht mehr schaffen. In dieser Nacht war ich jedenfalls dicht dran.

Die erste Woche habe ich überstanden, obwohl ich mich gefragt habe, warum ich überhaupt versuche, etwas zu essen, mich zu waschen, oder überhaupt die Wohnung zu verlassen. Gut, der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, das mich sowohl meine Freundin, als auch die Klinik dazu gezwungen haben. Also meine Wohnung zu verlassen, mich tageslichttauglich zu machen, zu essen.

Der erste Monat läuft noch. Davon habe ich inzwischen 9 Tage überstanden. Existiert, mehr aber auch nicht. Gestern war ich mit meiner Freundin zur Munich Show (früher Mineralientage München, muss ja heute alles englisch sein). Einerseits war es sehr schön. Die Energie, die von Steinen ausgeht, tat mir gut. Manche würden sagen, das ist Humbug, aber mir hat der Aufenthalt dort Kraft gegeben. Jedenfalls zeitweise.

Leider springen mich immer wieder Déjà-vu's an. Und in diesem Momenten geht es mir sehr schlecht. Das kann durch einen Satz passieren in meiner Nähe, ein Geräusch, ein Geruch, ein Lied oder etwas optisches. Also mehr oder weniger durch jeden Kleinscheiß, der in meinem Umfeld passiert. Gestern war es dreimal, das mir die Tränen kamen - trotz der Medikamente.

Im Moment versuche ich mich mit Malen abzulenken, was aber nur bedingt funktioniert. Erschwerend kommt (für mich) noch diese blöde Zeitumstellung hinzu, die den Tag gefühlt verlängert. Es ist grade einmal 16:30 Uhr, aber aufgrund des Wetters und der aufziehenden Dunkelheit fühlt es sich viel später an. Am liebsten würde ich ins Bett gehen, aber dann bin ich heute Nacht (wieder) wach und das Gedanken-Hamsterrad dreht sich dann nur noch schneller.

Und so muss ich wieder einen Tag überstehen.
Und noch einen.
Und noch einen.
Und noch einen.

Und jeden verdammten Tag frage ich mich - Wozu eigentlich?


Donnerstag, 26. Oktober 2017

with a lot of help from my friends

Seit Montag bin ich nun wieder in Betreuung durch die Psychiatrische Klinik, in der ich letztes Jahr schon gewesen bin. Und ich bin wirklich sehr dankbar, das die Fachleute mich dort auffangen.

Klar, die erste Reaktion war meine Medikamentierung zu erhöhen/ergänzen, aber das ist mir (ehrlich gesagt) im Moment vollkommen egal. Alles was hilft, mich aus den Heulkrämpfen zu bekommen ist ok. Und wenn die Nebenwirkung dann noch Müdigkeit und erhöhtes Schlafbedürfnis ist? Her damit.

Also lebe ich momentan quasi mit meinem Antidepressivum und einem zusätzlichen Medikament gegen Schizophrenie, das halt sedierend wirkt bei mir. Egal. Die Heulerei hat etwas abgenommen, das Leid zeitweise auch. Im Moment habe ich in seltenen, guten, Momenten eine rosa Plüschwolke in meinem Hirn, die keine Gedanken durchlässt.

Natürlich ist das nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber es hilft, nicht völlig in die Trauer und den Selbsthass abzurutschen. Und ab und zu auch mal nachdenken zu können, ohne sich vollends zu verflüssigen. Die Ärzte wollen das ganze auch nicht als endgültige Lösung betrachtet wissen, sondern als reine Akutmaßnahme.

Egal.
Hauptsache, nicht fühlen, nicht denken, nicht weinen.

Meine Freundinnen sind viel für mich da, fangen mich auf so weit es ihnen möglich ist. Aber ich kann auch nicht 100% von ihrer Zeit beanspruchen. Sie haben alle auch ein eigenes Leben, einen Job, einen Haushalt. Ich freue mich, das sie für mich da sind, wenn es ganz ganz schlimm ist. Das sie auf mich aufpassen.


Montag, 23. Oktober 2017

no way back from hell

Noch immer bin ich arbeitsunfähig, noch immer sitze ich mehr bei Ärzten, als mir lieb ist. Ich war 15 Wochen in der Psychiatrie (hat gut geholfen), 4 Wochen in Wiedereingliederung (endete mit einer rückwirkenden Abmahnung für 2016) , 6 Wochen auf Reha (katastrophal für meine Seele und mich) und doch rutsche ich seit der Reha in einen Abwärtstrend, der schwer zu stoppen ist.

Dieser Negativtrend hat nun dazu geführt, das sich mein Jetzt-Ex-Lebensgefährte dazu entschlossen hat, unsere Beziehung zu beenden. Er kommt mit mir, meinem (krankheitsbedingten) Verhalten, meiner negativen Sichtweise mancher Dinge, der Ablehnung eines Arbeitskollegen, den er als einen Freund betrachtet sowie seines Neffen, der verhaltensauffällig ist (und den selbst seine Oma nur schwer erträgt) nicht mehr zurecht. Eben jener Arbeitskollege/Freund war der, dir mich vor zwei Jahren so getriggert hatte und der MIT ein Auslöser für den vorletzten Depressionsschub war.

Weswegen ich so meine persönlichen Probleme mit ihm habe, und es mich sehr geschockt hat, das dieser kurzfristig und spontan an meiner Stelle mit in den diesjährigen Kroatienurlaub mitgefahren ist, nachdem die Krankenkasse mir dies verweigert hat. Meine Tränen deswegen haben meinem Jetzt-Ex, seiner Aussage nach, einen Scheiß-Beigeschmack im Urlaub beschert. Und da er sich "irgendwie schützen muss", hat er mir letzten Freitagabend beim Abendessen dies nun mitgeteilt.

Es geht mir beschissen. Richtig beschissen. Ohne das Wissen auf die Hilfe der Therapeuten und der Ärzte der Psychiatrie (in der ich ja seit gut 1 Jahr betreut werde) hätte ich mich wahrscheinlich eher vor einen Zug geworfen, denn in diesen einzusteigen, um nach einer grottigen, verheulten, verzweifelten Nacht zurück in meine eigene Wohnung zu fahren. Aber so weile ich halt noch auf Erden. Zwei Freundinnen und meiner Therapeutin musste ich in die Hand versprechen, mir nichts anzutun. Aber das kostet Kraft, die ich 'eigentlich' gar nicht mehr habe.

Das schlimmste ist aber, das ich in einem Gedanken-Hamsterrad festhänge. Das ich nicht verstehe, wann und wie es dazu gekommen ist, welche Warnsignale ich übersehen habe, was ich ignoriert habe? Warum ich Tonnen von Erinnerungs-Déjà-vu's habe, die mich kirre machen? Die manchmal im Minutentakt aufpoppen in meinem Hirn?

Ich kann mich nicht einmal auf mich selber konzentrieren. Im Moment sind nur noch Verlust, Trauer, Tränenbäche und Zukunftsangst. Noch nie hat ein Mann mein Leben so bereichert, mir so viel gezeigt, beigebracht. Noch nie war ein Mann so für MICH da, hat mich unterstützt, mir geholfen. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so angenommen, angekommen ... zuhause gefühlt. Es ist, als wäre ich entwurzelt worden. Als wäre mir ein Teil meiner Seele, meines Herzens herausgerissen worden.

Ich will ihn nicht auf ein Podest stellen. Natürlich hatte er Fehler, viele Fehler. Und schlechte Angewohnheiten. Und ein paar üble "Probleme", die ich nicht weiter thematisieren werde. Und doch will es mir nicht in meinen Kopf, das der Mann mit dem ich meine Zukunft gesehen habe, nun meine Vergangenheit sein soll. Alle meine Träume, Wünsche, Hoffnungen sind zerplatzt.
Einfach mit einem Satz beim Abendessen . . .
"Ich betrachte unsere Beziehung als beendet".

Bääm.

Heute nun hat er zumindest auf das Mail hinsichtlich der Abholung meiner Sachen reagiert. Sehr distanziert und unpersönlich. Keine Anrede außer "Hallo". Nicht einmal mehr meinen Namen. Und als Abschluss nur "Grüße" und seine Initialen. Er wäre, wie ich ja wüsste, ab dem Freitag auf Dienstreise. Wusste ich nicht mehr, nur das er über das kommende, verlängerte Feiertagswochenende unterwegs sein würde. Ob er den Antritt dieser Reise verschieben kann, ist noch nicht sicher. Er will sich aber darum kümmern, das sein Vater die Sachen rechtzeitig raus stellt. Daher werde ich dann sehen, ob meine Sachen vor seiner Wohnung stehen, oder ob er sie mir aushändigt. Ich rechne eher damit, das sie vor der Tür stehen werden, egal ob er anwesend ist oder nicht.

Zu einem Gespräch mit mir ist er "derzeit nicht bereit". Er hätte "die letzten Jahre so viele Abende am Telefon verbracht, dass er sich derzeit daran erfreue, nicht zu telefonieren". Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, das ich doch noch einmal mit ihm reden kann. Wenigstens dann, wenn er mir die fehlenden Teile aushändigt, die nicht in seiner Wohnung liegen - und die er selber noch holen muss. Was aber bis zum angedachten Abholtermin schwierig wird, da jemand in der Nacht, in der ich gegangen bin, sein Auto demoliert hat. Es ist derzeit nicht fahrtüchtig.

Ich schwöre bei allem, was mir diese Beziehung mit ihm bedeutet (hat), das ich sein Auto nicht angerührt habe. Daran habe ich in DEM Zustand, in dem ich die Wohnung verlassen habe, nicht einmal im Traum gedacht. Ich wollte weg, bin heulend, zitternd, paralysiert und geschockt morgens kurz nach 04:30 Uhr zur U-Bahn gewankt und dann zum Hauptbahnhof gefahren.

Im Prinzip gibt er mir das Gefühl, froh und erleichtert zu sein, das ich kein Teil seines Lebens mehr bin. Und das tut weh.



Bin unter Tränen eingeschlafen
bin unter Tränen wieder aufgewacht.
Hab‘ über dieselbe beschissene Frage
zwei Millionen mal nachgedacht.
Hab‘ mich verdreht und mich gewendet
mit dem selben Scheissproblem.
Für Dich ist es beendet,
aber ich, ich, ich kann Dich sehen
ich kann Dich sehen.

Kann nicht schlafen, kann nicht essen.
Ich kann es nicht verstehen.
Du hast mich vergessen
während Erinnerungen mich lähmen.
Hab‘ Angst vor dem Abend,
mir graut vor der Nacht.
Weil dann genau dieselbe Frage
mich wach hält, warum bist du nicht da?
Warum bist Du nicht da?

Wenn das Liebe ist,
warum bringt es mich um den Schlaf?
Wenn das Liebe ist,
warum raubt es mir meine Kraft?
Wenn das Liebe ist,
sag mir was es mit mir macht?
Wenn das Liebe ist,
was, was, was ist dann Hass?
Was ist dann Hass?

Wenn das Liebe ist,
warum tut es so weh?


Quelle: Wenn das Liebe ist – Glashaus