Samstag, 27. Januar 2018

a hundred days

A hundred days and a thousand nights
In just one minute in the blue moonlight
Since you've gone away I hardly sleep
Since you left me, my heart can't find no peace
No peace
Quelle: Blue Moonlight [Los Lobos]



Vor genau 100 Tagen hast du mir mitgeteilt, dass du unsere Beziehung als beendet betrachtet. Einfach so. Einfach für dich entschieden, dass du nicht mehr willst. Ja, es gab Probleme. Probleme durch meine Krankheit, durch die (wie ich heute weiß, monatelangen) grundlegendfalschen Medikamente und die „holprige“ Umstellung auf andere.

Probleme durch eine Angststörung, an der interessanterweise auch deine Schwester leidet. Bei der du das akzeptieren kannst. So, wie du bei deiner Familie fast alles akzeptieren kannst, nur eben bei mir nicht.

Ich habe 100 harte, schmerzvolle Tage gebraucht, einen erneuten Klinikaufenthalt wegen akuter Suizidgefahr, drei verschiedene Medikamente um mich am Leben zu halten und viele sehr lange intensive Therapiegespräche, um mich irgendwie aus der absoluten Trauer und Verzweiflung zu Unverständnis und Ärger zu bewegen.

Ja, ich bin verärgert. Das du mit zweierlei Maß gemessen hast. Das bei deiner Familie all das, was für dich ein Trennungsgrund war, völlig ok ist. Dass du all das bei deiner Familie ignorieren kannst. Ja, es ist Familie, schön. Blut ist dicker als Wasser.

Dass meine Abneigung gegen deinen Arbeitskollegen (du nennst ihn Freund) ein Trennungsgrund war, verstehe ich bis heute nicht. Nein, ich hasse ihn nicht. Ich mag ihn nur einfach nicht. So wie auch du nicht jeden in meinem Umfeld magst. Ich denke nur an deine Äußerungen über meine Mutter nach unserem ersten Besuch bei ihr.

Ich verstehe ebenso bis heute nicht, wie du innerhalb von 3 Wochen von einer "DenkandichKuß"-SMS zur Beendigung unserer Beziehung kommen konntest. Wie du innerhalb von 2 Wochen Segeltörn mit deinen Freunden und einem verlängerten Wochenende mit einem Kumpel dich so sehr verändern konntest.

Nicht, dass ich das nicht schon aus deinen Erzählungen von meiner Vorgängerin kennen würde. Der hattest du ja damals auch nach einem Urlaub mitgeteilt, dass du die Beziehung beendest. Auch bei ihr hast du alles nur mit dir alleine ausgemacht. Alles alleine entschieden. Sie damals, und jetzt auch mich, vor vollendete Tatsachen gestellt. Wenn ich es heute betrachte, hattest du mich eigentlich vorgewarnt. Mannomann, war ich blöd. Oder zu blind? Zu viel rosa Brille?

Wenn ich mir überlege, dass ich alles für dich aufzugeben bereit war. Meine Wohnung zu kündigen, zu dir zu ziehen, mein Leben mit dir zu verbringen. Ich stünde heute vor dem Nichts. Ja, es war „nett“ von dir, mir das Ende mitzuteilen, bevor ich die Kündigungen abgeschickt hatte. Sie liegen noch immer hier, auf meinem Schreibtisch. Wohnung, Telefon, Versicherungen, einfach alles.

Ja, es war wirklich „nett“ von dir, mich nach Frankfurt kommen zu lassen, um es mir mitzuteilen. Und mich dann in einem völlig katastrophalen Zustand gehen zu lassen. Einfach so. Bääm. Aus. Vorbei. Sieh zu, dass du Land gewinnst. Und mich in einem riesigen, emotionalen, Scherbenhaufen sitzen zu lassen.

Ich habe den Ärzten, Psychologen, Therapeuten, Schwestern, in der Klinik und zwei wirklich, wirklich guten Freundinnen mein Leben zu verdanken. Soviel weiß ich heute. Wenn all diese Personen nicht so reagiert hätten, wie sie es haben, wäre ich den finalen Weg gegangen. Genug Brücken und Flüsse gibt es hier in der Nähe und wie Zugfahrpläne funktionieren, weiß ich genau. Auch wo Schnellfahrstrecken sind, wie ich dort hinkomme und wie ich somit garantiert von dieser Welt verschwinde.

Ich habe durch dich viel gelernt. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht geglaubt hätte, dass dieses Nerd-Wissen, in dieser Form, mir anderweitig sehr nützlich sein könnte.

Gut, diese Planungen sind derzeit ad acta gelegt. Ich versuche in meinem kleinen, beschissenen Leben weiter zu machen. Irgendwie zu (über)leben. Irgendwie wieder zu arbeiten und meiner Umwelt das Gefühl zu geben, das es mir gut geht. Die Welt will beschissen werden. Also werde ich in Zukunft der Welt das Gesicht zeigen, das gewünscht ist. Ob es mich glücklich macht? Sicher nicht.

Ich habe gestern einen Satz gelesen und wusste, dass er stimmt. Du liebst nur einmal im Leben wirklich. In meinen Worten würde ich eher sagen - die Liebe des Lebens findet man nicht zweimal. Und damit werde ich nun (weiter)leben müssen.

Nächste Woche ist das nächste Gespräch in der Firma. Nächste Woche entscheidet sich, wie es weitergeht. Zurück zur „Normalität“ oder sozialer Abstieg? Wiedereingliederung oder Arbeitslosengeld? Ich werde es abwarten müssen. Vielleicht war der Absturz tief genug und ich darf vorwärtsschauen. Vielleicht.


2 Kommentare:

  1. Dann wünsch ich Dir, daß es klappt, wenigstens mit dem Job. Und Glückwunsch zu Deinen tollen Leuten um Dich rum - ich hatte ehrlich gesagt, schon ein bißchen Angst um Dich
    Der Typ (sorry, mag ihn nicht anders nennen) hat vielleicht Bindungsängste. Und auch wenn das jetzt hart ist: sei froh, daß Du ihn los bist.
    Ich hab mit meinem LG auch manchmal Probleme, was seine "Freunde" betrifft - er hat irgendwie ein Deppen-Anziehungsgen. Aber ich sag nix, meistens merkt er selber, was für Trottel das sind.

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